Asperger

Asperger

Klaus-Peter Koch
20. Juni 2022
3 min read

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Willkommen auf meinem ersten Beitrag zum Thema Asperger!

In diesem und weiteren Artikeln geht es um verschiedene Wahrnehmungen, Sichtweisen und Eindrücke, die ich in 44 Jahren des Asperger-Lebens gesammelt habe. Dass ich betroffen bin, weiss ich dabei erst seit knapp 3 Jahren - doch hat es rückblickend Vieles erklärt. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass das fachliche und öffentliche Meinungsbild mehr denn minder stark begrenzt ist. Hier möchte ich mit meinen Beiträgen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen.

Asperger und andere Formen des Autismus

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Das wichtigste zuerst: Autismus ist nicht 'heilbar'. Es gibt keine Tabletten dagegen und man kann es auch nicht 'wegtherapieren'.

Vereinfacht kann man sagen, dass das Asperger-Syndrom eher als eine leichte Form des Autismus angesehen werden kann und Betroffene eher mit über- denn unterdurchschnittlicher Intelligenz ausgestattet sind.

Neuerdings ist es wohl auch fast egal, welche Trennschärfe man für weitere Kriterien anlegen möchte, hat sich die WHO im aktuellen ICD Katalog doch auf ASS als Sammelbegriff geeignet - Autismus-Spektrums-Störung, mit oder ohne Sprachentwicklungsstörung, mit oder ohne geminderte Intelligenz.

Der Begriff Asperger wird für meine Zustandsbeschreibung gesellschaftlich noch lange Zeit relevant sein, weshalb ich ihn im Folgenden weiter verwenden werde - seine Definition beschreibt es meiner Ansicht nach gut.

Wie man es nennt, es ist gesellschaftlich als Behinderung eingestuft und wird sogar Störung genannt.

Mich persönlich stört das Wort Störung. Stört alles was anders ist? Gibt es keine positiven Seiten?

Würden Sie die folgenden Persönlichkeiten als behindert oder gestört betrachten?

Vera F. Birkenbihl
Andy Warhol
Temple Grandin
Dan Aykroyd
Karl Lagerfeld
Anthony Hopkins

Auch Bill Gates ist im Verdacht, wie auch Albert Einstein Asperger zu haben. Auch viele weitere Promis 'leiden' unter dieser Behinderung.

Keine äußere Erscheinung

Autismus ist nach bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft eine 'andere Vernetzung' des Gehirns, eine andere Wahrnehmung, Filterung der Reize. Daher wird bei Nicht-Betroffenen auch von NTs, neuro-typischen Menschen gesprochen. Ein Mensch mit der so genannten ASS, Autismus-Spektrums-Störung, filtert Informationen anders, nimmt sie anders wahr. Ein guter Vergleich ist Farbblindheit. Außenstehende erkennen es nicht und dem Betroffenen kann 1000 Mal erklärt werden, das der linke der beiden gleichen Grautöne rot ist und der andere exakt gleiche Grauton daneben grün.

Gerade die Tatsache, dass Autismus keine offensichtlichen Merkmale hat, erschwert den gesellschaftlichen Umgang zum Nachteil der betroffenen Person.

Merkmalkatalog

Es gibt den Spruch:

Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten

Man könnte das Wort Autist auch durch Mensch ersetzen - doch scheinbar benötigt unsere so individuelle und doch noch oft sehr uni-forme Gesellschaft hier noch ein paar Jahrzehnte.

Was sind also die Merkmale? Je nachdem wen Du fragst, wirst Du andere Antworten bekommen. Tony Attwood (ein angesehener Asperger Experte - zumindest war er das mal) schrieb, dass Asperger-Männer überdurchschnittlich attraktiv seien. Willkommen im 19. Jahrhundert der Schädelvermessung! Fakt ist, dass die Psychologie hier nicht besonders weit ist, wie ich immer wieder erneut feststellen darf.

Als Betroffener würde ich eine grobe Faustregel vorschlagen:

80/20 vs. 30/70

Neurotypische Menschen reagieren zu 80% auf den emotionalen Teil einer Botschaft, Autisten tun das auch, doch nicht in so einem hohen Maße.

Praktisch heißt dies, dass du im Grunde immer auf Sachebene mit einem autistischen Menschen sprechen kannst. Fühlt sich ein neurotypischer Mensch emotional verletzt, spielt die Sachbotschaft keine Rolle mehr. Auch das ist etwas, das Autisten erst lange Zeit lernen müssen.

Man kann wohl auch sagen, dass Autisten nicht die körperlichsten Menschen sind, sondern eher etwas distanziert 'rüberkommen'.

Ausblick

Selbstverständlich ist es schwer das Thema gerecht zu beleuchten, doch soll dieser Artikel der erste einer Reihe über das Thema werden. Mein Versuch, das Thema aus der Praxis und nicht aus dem Wissen Dritter heraus zu beleuchten. Euch mitzunehmen in meine Geschichte und zu den Analysen dazu.

In der Hoffnung, dass es der/ dem ein oder anderen hilft. Sei es, sich wiederzufinden, Verständnis zu entwickeln, oder gar die Vorteile einer wirklich diversen Gesellschaft besser zu schätzen.